Eine Begegnung in Hamburg, die zum Nachdenken anregt
Es ist Donnerstag, der 02. Januar und eine Begegnung in Hamburg sollte mich an diesem Tag besonders zum Nachdenken anregen.
Ich verlasse gerade ein Café in Hamburg, von dem aus ich eine Weile gearbeitet habe.
Ein immenses Glücksgefühl durchströmt mich. Dankbarkeit dafür, eben aus einem Café arbeiten zu können, Geld für fragwürdige Cappuccino-Preise zu haben und mehr und mehr Zeit in meine eigenen Projekte investieren zu können.
In dem Moment erschien mir Hamburg besonders schön: Die kleinen Lichterketten, das Grau vom Himmel wirkte etwas freundlicher, und ich war auf dem Weg zu einem Treffen, bei dem es um ein weiteres tolles Projekt ging.
Eine unerwartete Begegnung
Ich bleibe stehen und suche in meinem Handy nach der Adresse.
Da werde ich von einem Mann angesprochen: „Entschuldigen Sie, kommen Sie aus Hamburg?“
Ich verneine und mache mir ein Bild von meinem Gegenüber.
Er wirkt aufgeregt und irgendwie verzweifelt. Seine Augen sind stechend blau und wässrig. Ich spüre, wie sich seine Aufregung auf mich überträgt. Er fragt weiter: „Darf ich Sie bitten, mir zu helfen?“
Ich antworte, dass ich das beurteilen kann, wenn ich weiß, wie die Hilfe aussieht.
Seine Geschichte
Er beginnt, mir seine Geschichte zu erzählen – in schnellen, hastigen Sätzen. Er sei von einem Gerichtstermin gekommen, den er als Strafverteidiger (?) vertreten habe. Auf dem Rückweg vom Gericht habe er am Bahnhof bei der Abfertigung der Koffer der AIDA gesehen, wie eine Gruppe Jugendlicher sich auf die Koffer stürzte, um diese zu klauen. Einen der Jugendlichen habe er zu fassen bekommen, jedoch sei ihm bei dieser Aktion seine Jacke gestohlen worden, in der sich sein Portemonnaie mit Geld und Ausweisen sowie sein Handy befanden.
Bei der Meldung bei der Hamburger Polizei sei ihm mitgeteilt worden, dass ihm nicht geholfen werden könne – da er nicht in Hamburg gemeldet sei. Er brauche Geld, um wieder mit dem Zug zurück nach NRW zu fahren. Ohne Ausweise und Karte sei er jedoch nicht in der Lage, das Bahnticket zu zahlen. Auch die Nachfrage bei Bahn und Bank waren bisher erfolglos.
Innere Stimmen und eine Entscheidung
Was bei mir während des Erzählers der Geschichte vor allem auffiel, war die Verzweiflung und Aufgeregtheit des Mannes. Und noch etwas –eine bohrende innere Stimme, die fragte: „Was wenn er Dich gerade anlügt? Und das ein Betrüger ist?“
Diese Stimme hatte zur Folge, dass ich nur einem Teil der Geschichte aufmerksam folgen konnte – bis der Mann endlich seine Hilfe formulierte: "Können Sie mir bitte etwas Geld auslegen für meine Fahrkarte zurück? Sie müsste 29€ kosten und ich werde Ihnen das Geld sofort überweisen, wenn ich zurück bin!“
Die Situation hatte etwas Merkwürdiges und meine innere Stimme, die mich warnte eventuell gerade ausgenutzt zu werden, war ziemlich laut. Doch ich entschied eine weitere Stimme einzuladen und die entgegnete: "Und wenn? Und, wenn er auf diese Art an Geld kommen möchte, dann bin ich gerade in der Lage, ihm das zu geben."
Mit diesem Entschluss ging ich mit dem Mann zu einem Bankautomaten, gab ihm das Geld – und etwas mehr. Auf die Frage nach meiner Adresse entgegnete ich, das Geld sei geschenkt und ich wünsche ihm damit einen von nun entspannteres Jahr 2025. Dem Mann kamen die Tränen, „Es kann doch nicht sein, dass mir eine junge Frau Geld geben muss, wo es die Stadt Hamburg nicht schafft – und ich eigentlich nur Gutes tun wollte."
Ich spürte, wie Angst und Schrecken von ihm abfielen. Damit verabschiedeten wir uns und unsere Wege trennten sich wieder.
Das wirklich besondere an dieser Begegnung in Hamburg
Während ich bei meinem eigentlichen Treffen ankam, nahm ich mein Journal zur Hand, das ich seit einigen Tagen pflege. Es ist das Journal "Project 369" mit Hilfe dessen man bestimmte Wünsche manifestiert und angeleitet wird, morgens, mittags und abends den Wunsch nieder zu schreiben. Begleitend zu dieser Anleitung gibt es Affirmationen und Impulse für jeden Tag.
Über eine Affirmation bin ich morgens gestolpert, weil ich bei mir dachte: "Auf wen soll den das zutreffen?" Ich war gespannt, welche Möglichkeit hierzu auf mich wartete – doch hatte den Gedanken direkt wieder vergessen. Dann, beim erneuten Aufschlagen des Journals, stolpere ich wieder über die Affirmation vom Morgen und bin wie vom Donner gerührt. Sie lautet: I am helping someone in need.
Gleichzeitig fällt mir ein kleiner Zettel ein, den ich seit neustem in meiner Tasche trage und lege ihn dazu. Auf dem Zettel steht "Liebe macht großzügig".
Gänsehaut und ein Gefühl, als würde die Welt anhalten – überkommen mich. Diese Art "Zufall" bzw. Synchronität ist für mich ein Zeichen, wie sehr ich in diesem Moment mit dem Universum verbunden war – und! Dass es quasi "meine Aufgabe" heute war, dem Mann heute zu helfen.
Drei Erkenntnisse aus meiner Begegnung in Hamburg
Die Begegnung mit dem Mann hat einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht und mich ziemlich aufgewühlt. Drei wesentliche Erkenntnisse nehme ich aus dieser Begegnung mit:
1. Scham
Scham gegenüber meines Vorbehalts und dem Gefühl, der Mann könnte mich ausnutzen. Ich denke, diese Gefühl kennen Viele und daher sind wir oft zurückhaltend, Hilfe zu leisten oder überhaupt stehen zu bleiben und anderen zu zu hören. Den Gedanken hier einmal weiter gedacht: Selbst, wenn der Mann oder mich um einen Geldbetrag betrogen hätte – was ist hieran wirklich das „Schlimme“? Eine Form von Hilfe war es so oder so, denn niemand, dem es wirklich gut geht, wird auf die Art (betteln/ betrügen) sein Geld verdienen. Dazu kommt, dass wir in der Regel die Wahl haben, Geld/ Hilfe/ ein offenes Ohr zu geben. Solltest Du Dich demnächst in einer ähnlichen Situation befinden kannst Du Dir diese Gedanken zu Herzen nehmen – ich werde es in jedem Fall tun.
2. Wut
Sollte die Geschichte des Mannes stimmen, wie kann es sein, dass Bürokratie und Formalitäten einen Menschen derart behandeln? Ich denke sehr philanthropisch, doch wenn ein Mensch verzweifelt ist und seine Geschichte vorträgt, sollte es doch eine Möglichkeit geben, ihm entgegenzukommen – etwa durch das Ausstellen eines Bahntickets für 29 €.
Denn sollte die Geschichte des Mannes im Detail stimmen, wie kann es sein, dass Bürokratie und Formalitäten dazu führen, einen Menschen derart zu behandeln? Ihn nicht zu unterstützen, sondern mit seinem Problem allein zu lassen? Vielleicht denke ich sehr philanthropisch und ich kenne den Alltag auf Polizeistationen, bei Banken oder Bahnstationen nicht – doch wenn ein Mensch seine Geschichte vorträgt, verzweifelt und ohne Mittel ist, sollte es doch Möglichkeiten geben, ihm entgegenzukommen. In diesem Fall hätte das Ausstellen eines Bahntickets für 29€ bereits gereicht.
3. Demut
In jedem Moment können Dinge in unser Leben treten, die wir nicht beeinflussen können. Ich für mich möchte noch mehr den Fokus darauf legen, zu sehen, was ich habe und in welchem unterstützenden Netzwerk ich mich befinde.
Deine Gedanken zu dieser Begegnung
Kannst Du Dich in meine Gedanken hineinversetzen? Oder hattest Du einmal eine ähnliche Situation? Teile Deine Erfahrungen gern in den Kommentaren – ich freue mich darauf, sie zu lesen!
Auf mehr Offenheit im Hier und Jetzt
Danke, dass Du meinen Beitrag bis hierher gelesen hast. Ich wünsche Dir ein schönes Jahr 2025 mit Offenheit im Hier und Jetzt.
Deine Susan
Erhalte mehr Inspiration im Happiness Newsletter
Möchtest Du mehr Geschichten und Impulse wie diese? Melde Dich für meinen Happiness Newsletter an und lass Dich regelmäßig inspirieren.
📌 Hier kannst Du den Happiness Newsletter abonnieren: Happiness Newsletter abonnieren